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Hildegard von Bingen hatte sich in ihrer Arbeit mit verschiedenen Bereichen der Erfahrungsheilkunde befasst. Dazu zählen die Pflanzenheilkunde, Ernährungstipps, Bäder, Wickel, Schröpfen, Aderlass, Edelstein-Therapie und die Vermeidung schädlicher seelischer Einflüsse. Auch Ordnungstherapie-Regeln wie die Notwendigkeit der Ausgewogenheit von Ruhe und Bewegung, einem geregelten Schlafrhythmus und viel Luft und Licht für das Wohlbefinden waren bereits thematisiert.
Die Arbeit der Hildegard von Bingen basierte auf 5 Säulen für gesunde Lebensführung:
1. Säule: Heilmittel aus der Natur
Heilende Kräfte sind demnach nicht nur in den pflanzlichen Heilmitteln zu finden, sondern auch in Edelsteinen, Mineralien und Tieren. Insbesondere in Mineralien und Edelsteinen sah Hildegard von Bingen unterstützende Kräfte für die Selbstheilungsfähigkeit.
2. Säule: Ernährung
Eine maßvolle und ausgewogene Ernährung trägt nach diesem Konzept ganz entscheidend zur Gesundheit bei. Eine besondere Bedeutung haben dabei Kräuter und Gewürze, außerdem das Getreide Dinkel sowie Sellerie, Edelkastanie und Fenchel. In schlechten Ernährungsgewohnheiten und ungesunder Ernährung liegen dagegen diesem Ansatz zufolge Ursachen für Erkrankungen.
3. Säule: Ausleitungsverfahren
Ausleitungsverfahren wie Aderlass, Schröpfen und auch Moxibustion waren bereits zur Zeit der Hildegard von Bingen bekannte Methoden der Reinigung des Organismus von krankmachenden Einflüssen. Weiterhin empfahl sie das Fasten sowie Wasserbehandlungen in Form von Warmwasser- und Schwitzbädern, unterstützt durch die Wirkung pflanzlicher Zusätze.
4. Säule: Regeneration des Organismus
Zur Gesunderhaltung des Organismus gehörte für Hildegard von Bingen die Einhaltung gewisser Regeln und Rhythmen, der Wechsel von Ruhe und Aktivität. Allerdings war sie entgegen der verbreiteten Ansicht ihrer Zeit der Meinung, dass der Mensch sich diese Regeln selbst geben solle.
5. Säule: Seelische Reinigung
Zur seelischen Reinigung wurde empfohlen, die Laster aus den von Hildegard von Bingen benannten 35 Tugend-Laster-Paaren nach und nach abzubauen und stattdessen die Tugenden zu fördern. Liebe und Hoffnung zum Beispiel hatten demnach heilende Kräfte. Musik, Gebet und Meditation sollten zur Harmonisierung und zur Förderung der Tugenden hilfreich sein.
Die Schriften der Hildegard von Bingen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts wieder entdeckt und liegen als Übersetzungen seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vor. Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden sie vor allem durch den österreichischen Arzt Dr. Gottfried Hertzka wieder populär. Er testete über viele Jahre ca. 2000 Hildegard-Rezepturen auf ihre Wirkung und hat den Begriff der "Hildegard-Medizin" geprägt.