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Neugierig, aber auch gleichzeitig entgeistert habe ich den Artikel des ehemaligen Arztes und Journalisten Dr.med. Bernhard Albrecht gelesen.
Welche Absicht hat der Stern mit dieser sachlich semikorrekten und reißerisch aufgemachten Story?
Beginnend beim Titelblatt- es wird eine manuelle Therapie dargestellt, die vermutlich eine osteopathische oder craniosakrale Behandlung zeigt, obwohl es im Artikel um Brustkrebs geht.
Möchte man wieder "eine Sau durchs Dorf jagen" und alle naturheilkundlich/komplementärmedizinisch Tätigen unter Generalverdacht stellen? Wußte der Journalist eigentlich von dieser Aufmachung? Er hat ja in seiner bisherigen Karriere durchaus schon recht beachtliche Arbeiten abgeliefert.
Zum Erhöhen der Verkaufszahlen sind Terroristen und Krebs, beides in dieser Ausgabe vertreten, sicher immer wieder gut! Der etwas diffuse Artikel lässt den ehemaligen Neurologen und Psychiater und eine Schauspielerin, welche mit fremden Brustkrebsbefunden auftrat, in 20 verschiedene Praxen gehen, um dort die jeweiligen Behandler bloßzustellen. Im Artikel werden mit süffisanten Nebenbemerkungen die Kompetenzen in Sachen Krebs herunter journaliert (z.B. der Gründer des 3E-Zentrums und Krankenpfleger Lothar Hirneise habe sich nach dem Krebstod seiner Frau vorübergehend zurückgezogen...). Ein hoher Prozentsatz der 3E-Zentrum-Besucher sind schulmedizinisch austherapiert und oft auch aufgegeben worden. Kein Wort zu den Erfolgen dieser Einrichtung.
Man könnte auch andersherum fragen, ob das medizinische Engagement des Medizin-Journalisten jemals zum Facharzt gereicht habe und ob ein ehemaliger Neurologe und Psychiater sich denn mit Brustkrebs auskennen kann...
Genaue Zahlen zu Brustkrebs sowie bereits erforschte Ursachen und Untersuchungsmöglichkeiten werden in dem Artikel nicht erwähnt. Da hat der Autor möglicherweise noch den Wissensstand aus der Zeit seines Studiums und zu Brustkrebs die fachliche Kompetenz eines Neurologen und Psychiaters aus den Neunzigern. Wissenschaftliche Recherche ist anstrengend und zeitaufwändig.
Jedenfalls verschweigt uns der Fachjournalist, dass die größte Prozentzahl der Krebstodesfälle mit schulmedizinischer Behandlung zu verzeichnen ist. Er beschreibt dem Titel entsprechend nicht, wie einer der größten Arbeitgeber der westlichen Welt (Gesundheitswesen) dieser Definition nach ebenfalls die Not der Patienten ausnutzt. Man müßte nur die Preise der oft erfolglosen Untersuchungen, Chemotherapien, Bestrahlungen usw. zusammenrechnen. Auch dafür hat der versicherte Mensch bezahlt! Herr Dr. Albrecht hat natürlich auch dafür sofort den Joker des "wolkigen Gebäudes aus Verschwörungstheorien, wobei im Zentrum immer die Pharmaindustrie steht...", wie in solchen Kreisen üblich, gezogen.
Fakt ist, er hat nicht einen seiner aufgesuchten "Heiler" näher beschrieben, der eventuell eine Diagnostik versuchte. Sollte man wirklich operieren, solange die Ursachen nicht abgestellt sind? Werden nicht gerade im OP-Feld Mikrometastasen aktiviert? Wie kommunizieren die im Grundgewebe oft Jahre vor Krebsentdeckung bereits vorhandenen Tumorstammzellen mit dem Primärtumor? Das sind alles Fragen, mit denen sich die heutigen Krebsforscher (an Universitäten) beschäftigen. Ist Krebs wirklich ein zellkerngenetisches Phänomen oder eher epigenetisch? Macht es Sinn, Östrogene und deren Rezeptoren zu blocken wenn Östrogenrezeptoren-aktivierende Substanzen wie z.B. Weichmacher aus Wäsche und Kunststoffen, Umwelttoxine, Metalle und Schwermetalle (auch als Xenobiotika bezeichnet) noch im Körper sind? (lässt sich oft einfach in Urinuntersuchungen oder Bluttests feststellen)
Mein Vorwurf wäre, dass in den aufgesuchten Praxen offensichtlich niemand die Patientin untersucht hat. Von den vier angeblichen Stanzbiopsien hätte man die Narben noch sehen können. Sollte das Recherchedesign jedoch die Möglichkeiten einer eigenen Untersuchung und Diagnostik (z.B. weiterer Laborwerte, wie Maintrac oder CTC-Verfahren) von vornherein ausgeschlossen haben, könnte man hier eventuell den Vorsatz zur Diffamierung der aufgesuchten Therapeuten unterstellen.
Wenn suggerieret wird, das Krebs ausschließlich eine zu operierende Krankheit ist und nicht das Symptom einer komplexen systemischen Erkrankung, dann ist das nicht besser als die angeprangerten "Wunderheiler". Manchmal ist Schweigen ethisch verträglicher als Sommerpausen-überbrückende Verkaufsschlagzeilen.
Sie fordern klinische Studien, wo sogar der Nobelpreisträger Prof. Südhoff im Interview äußerte, dass Schlussfolgerungen in Studien häufig überhaupt keine direkte Beziehungen zu den erstellten Daten haben...oder.. das generelle Problem der Hirnforschung, genauso wie der Krebsforschung, ist, dass oft der Wunsch der Vater des Gedankens ist (faz.net 17.10.2013). Selbst der Spiegel, Mitbewerber des Stern, machte bereits unter den Thema "Überschätzte Gesundheitsstudien" deutlich, dass auch medizinische Studien nicht immer halten, was daraus gerne geschlussfolgert wird.
Als Abschluß möchte ich bemerken, ich schätze Arbeiten des Dr. Bernhard Albrecht, wie z.B. "Karawane der Hoffnung" (Grimme-Preis 2010 für die Dokumentation von Rüdiger Nehbergs Kampagne gegen Genitalverstümmelung) sehr und bin der Meinung, in Sachen Medizin oder Krebs könnte er bessere Arbeiten abliefern.
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