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Die Nachwuchskraft zeigt ihren eigenen Willen

oder Wie die Trotzphase meine Entwicklung und die meiner Eltern vorantreibt

Hallo, da bin ich wieder. Kurz vor meinem 2. Geburtstag melde ich mich zu Wort und zwar jetzt und nur jetzt und so wie ich das will und nicht anders!!!

Ja, das beschreibt ganz gut, was ich gerade empfinde und wie meine Eltern und meine Mitmenschen mich zurzeit erleben. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt und das wechselt auch gern mal im Minutentakt. Da wundert es mich nicht, dass bei uns zur Zeit Literatur wie: "Warum unsere Kinder zu Tyrannen werden" oder "Warum französische Kinder keine Nervensägen sind" herumliegt und Mama und Papa eifrig nach Antworten für mein Verhalten forschen.

Gibt es ein Patentrezept für die Trotzphase?
Nein, es gibt es kein Patentrezept, mit dem sich Trotzanfälle vermeiden lassen, betont die systemische Familientherapeutin Anja Briesemeister aus Darmstadt. Ein guter Schritt in die richtige Richtung ist es, zu verstehen, was mit uns Kids gerade passiert. Wir durchlaufen eine wichtige Phase in der Persönlichkeitsentwicklung, unser eigener Wille erwacht und wir lernen, Emotionen zu regulieren und Bedürfnisse aufzuschieben. Da unsere motorischen und sprachlichen Fähigkeiten noch nicht ausreichend ausgebildet sind, haben wir keine andere Möglichkeit als unseren Frust, unsere Sorgen und Ängste durch hysterisches Geschrei, Treten, Schlagen und noch vieles mehr (da sind wir kreativ) zum Ausdruck zu bringen. Ein wichtiger Aspekt, um eine Frustrationstoleranz zu entwickeln, die wir wohl unser gesamtes Leben gut gebrauchen können.

Frustrationstoleranz, was soll das denn sein?
"Wenn Sie wissen wollen, was Frustrationstoleranz ist, schauen Sie kleinen Kindern beim Laufen lernen zu - die ziehen sich am Tischbein hoch, plumpsen wieder hin, ziehen sich wieder hoch, plumpsen wieder hin. Und das machen sie ein paar Wochen lang. Dann können sie laufen. Sie lernen jetzt gerade: Im Leben muss man durchhalten, nicht nachlassen, bis man geschafft hat, was man schaffen will. Dann kann man laufen und ist schrecklich stolz.", so Prof. Manfred Spitzer, der Hirnforscher in Ulm ist.

Und so müssen wir Kids als auch unsere Eltern lernen, mit der Regulation unserer Gefühle umzugehen und sie zu verstehen, auch wenn es noch so anstrengend und nervig ist. Eins haben meine Eltern schon einmal gelernt, geduldiges Einreden auf mich oder auch Ausschimpfen hilft so gar nicht, da fordere ich ihre Liebe und Geduld gern noch ein wenig mehr heraus. Dagegen, wenn sie cool bleiben und so gar nicht reagieren, irritiert mich das. Auch hilft es mir, wenn sie nach so einem Wutausbruch mit mir über die Situation reden. Manchmal kann ich dann gut nachvollziehen, warum ich die Sandalen im Schnee nicht anziehen kann. Auch hat Mami schon erkannt, dass ich wenn ich hungrig und müde bin, so gar keine Lust auf Einkaufen habe. Solche Situationen vermeidet sie nun auch aus Selbstschutz. Stattdessen tun mir klare Regeln und feste Rituale gut, sie geben mir Struktur. Auch lass ich mich manchmal erfolgreich ablenken und vergesse dann, warum ich mich gerade aufregen wollte.

Am Ende ein kleiner Ausblick in die Zukunft: es existiert wohl eine Theorie darüber, dass Kinder mit vielen Wutausbrüchen in der Kindheit eine gemäßigtere Pubertät haben. Tolle Theorie, doch eine Praxisstudie darüber konnte ich leider nicht finden.

Eure Taramax-Nachwuchskraft